Unser Leitbild
Mensch, versteh dich mit der Natur!
Draußen sein, neun Stunden am Tag - Natur wird vom Menschen vor allem als Erlebnisraum verstanden. Für uns ist sie viel mehr. Für uns ist Natur Lebensraum. Anstelle von Wandertagen mit Freiluftmuseumscharakter wachsen unsere Kinder unbefangen und selbstverständlich mit allem auf, was andere zur Erholung suchen. Wir sorgen dafür, dass dieses Verhältnis nicht einseitig bleibt und vermitteln den Kindern umsichtiges und nachhaltiges Handeln. Für diese Beziehung steht unser Leitsatz.
Eine bestmögliche Betreuung der Kinder ist unser täglicher Anspruch. Dennoch verstehen wir uns in erster Linie als Bildungseinrichtung, die jungen Menschen Lernräume schafft und Lernkompetenz vermittelt. Dabei führen wir die Kinder nicht, sondern setzen Impulse und begleiten sie zu einem Ziel.
Offenheit, Vertrauen, Ehrlichkeit und Humor sind Werte, die uns besonders wichtig sind und die wir gern vermitteln. Mit klaren Regeln und Strukturen schaffen wir Sicherheit. Die Wertschätzung der Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen fordert Partizipation. Das Konzept der Gleichberechtigung verwirklichen wir im Team wie auch in unserer pädagogischen Haltung.
Die Kraft für unsere tägliche Arbeit schöpfen wir besonders aus den institutionellen Freiheiten. Unsere Kreativität kennt keine hierarchischen Schranken. Im Rahmen des Gesetzgebers haben wir alle Möglichkeiten unseren pädagogischen Wünschen und Zielen verantwortungsvoll zu folgen. Zudem verfügen wir über den besten Arbeitsraum, den wir uns denken können, die Natur – und damit über ständige Abwechslung für unsere Sinne, stressfreie Geräuschkulissen, frische Luft und wortwörtlichen Freiraum.
Die Idee
Am Anfang stand die Frage: Ein Walkindergarten in Görlitz - geht denn das? Und ob! Für die Umsetzung dieser Idee arbeiteten wir gute anderthalb Jahre. Den Weg zum Ziel haben andere für uns vorbereitet, denn erfunden haben wir den Waldkindergarten nicht.
Wie in § 22 des KJHG verlangt, verfolgen auch wir das Ziel, die Kinder zu einer „eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ hinzufördern. Worin unterscheidet sich nun aber ein Waldkindergarten von anderen Kindergärten?
Der Hauptunterschied ist die Verlagerung des Kindergartenablaufs ins Freie. Aktivitäten, wie Morgenkreise, Spiele, Basteleien oder Mittagessen, finden draußen in der Natur statt. Dennoch müssen alle Waldkindergärten Rückzugsmöglichkeiten für schlechte Witterungsverhältnisse bereithalten. Meist sind das Bauwagen, manchmal auch Schutzhütten oder feste Gebäude. Aber auch Regen oder Kälte gehören für die Kinder zum Erfahrungsbereich. Mit Matschhosen, Gummistiefel oder gefütterten Hosen sind sie der Witterung entsprechend gut ausgestattet.
Das Fehlen von Wänden und Zäunen erweitert den Spielraum der Kinder und erlaubt ihnen, sich ausgiebig auszuleben, aber auch sich in stillen Momenten zurückziehen zu können. Jedes Kind weiß dabei, wie weit es sich entfernen darf. Die Nähe zur Gruppe, Ruf- und Sichtweite geben Sicherheit.
Eine reine „Waldkindergartenpädagogik“ steckt noch in den Kinderschuhen. Doch haben die Waldkindergärten Gemeinsamkeiten, die sich im pädagogischen Verständnis widerspiegeln. Ver-wendet werden Ansätze der Wald- und Naturpädagogik oder auch der Erlebnispädagogik. Die Natur wird als Lernraum betrachtet, in welchem Kinder sich als Beobachter und Akteure erleben. Insekten, Vögel, Rehe, Hasen und andere Lebewesen sind ihnen aus dem Alltag vertraut.
In der Regel wird in Waldkindergärten auf vorgefertigtes Spielzeug bewusst verzichtet. So werden die Kinder angeregt, ihre Fantasie zu gebrauchen. Sie spielen mit Naturmaterialien, die sie im Wald finden. Untereinander müssen sie immer wieder neu verhandeln, was z.B. der Stock, mit dem gerade gespielt wird, darstellen soll. Dies fördert die kommunikativen und sozialen Fähigkeiten der Kinder.
In der Regel wird in Waldkindergärten auf vorgefertigtes Spielzeug bewusst verzichtet. So werden die Kinder angeregt, ihre Fantasie zu gebrauchen. Sie spielen mit Naturmaterialien, die sie im Wald finden. Untereinander müssen sie immer wieder neu verhandeln, was z.B. der Stock, mit dem gerade gespielt wird, darstellen soll. Dies fördert die kommunikativen und sozialen Fähigkeiten der Kinder.
Waldkindergarten Görlitz
Der Görlitzer Waldkindergarten wurde im April 2005 eröffnet. Er ist bislang der erste und einzige seiner Art im Landkreis Görlitz. Träger des Görlitzer Waldkindergartens ist der 2004 gegründete StattHaus e.V., welcher als gemeinnütziger Verein für die freie Jugendhilfe anerkannt und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband ist.
Das Team
Ein staatlich anerkannter Diplom-Sozialarbeiter/-Sozialpädagoge, eine staatlich anerkannte Erzieherin und ein stattlich anerkannter Erzieher stellen unser festes Team. Unsere 20 Kinder werden von je zwei der drei Angestellten durch den Tag begleitet. Freiwillige MitarbeiterInnen verschiedener Bildungseinrichtungen absolvieren ihr Praktikum oder ihr FöJ bei uns. Die tägliche Betreuungszeit beträgt neun Stunden (7.30 Uhr bis 16.30 Uhr).
Das Gelände
Unsere zahlreichen Aufenthaltsorte umfassen mehrere Hektar und befinden sich am südlichen Görlitzer Stadtrand. Dabei nutzen wir hauptsächlich die Wald- und Wiesengebiete der Stadtgut GmbH, welche auf ihren Feldern und Plantagen ökologische Landwirtschaft betreibt. Bemerkens-wert ist die ausgesprochen abwechslungsreiche Beschaffenheit des Geländes. Bachläufe, Täler und Anhöhen, Lichtungen, Wiesen, Felsen und die verschiedensten Baumarten bieten mannigfaltige Eindrücke. Auf einer Landkarte haben wir die vielen Wege und Orte mit eigenen Namen verewigt. Am Steinberg dienen uns zwei Schutzhütten als Rückzugsmöglichkeit.
Das Steinhaus
Unser Waldkindergarten besitzt auch eine feste Unterkunft: „Am Loenschen Gut 1“. Das ehemalige Gärtnereigebäude haben wir mit großem Engagement gemäß den Anforderungen des Gesetzgebers an Kindertagesstätten umgebaut. Das „Steinhaus“ besitzt einen großen Gruppenraum, eine Küche, ein Büro, einen Sanitärraum für Kinder und einen für Erwachsene. Wir nutzen es in der kalten Jahreszeit zur Mittags- und Nachmittagszeit.
Was unsere Einrichtung ausmacht
Schwerpunkt Sprache
Unser pädagogischer Schwerpunkt ist die Sprache. Die Muttersprache ist der Schlüssel zur Welt. Für die Kinder im Wald ist Sprache eine Grundvoraussetzung für gemeinsames Spiel. Sie müssen erklären, dass ihr Stock ein Fernrohr, Schwert, Anker oder Spaten ist. Rollenspiele fordern die Kinder zum Sprechen auf und fördern so ihre Kreativität und Sprachkompetenz. Wir bieten den Kindern durch Theaterstücke, Erzählkreise, Mitmachgeschichten, angeleitete Rollenspiele und vieles mehr zahlreiche Möglichkeiten, sich aktiv im Gebrauch der Sprache zu üben. Die Kinder lernen anderen zu sagen, was sie fühlen und denken.
Erlebnispädagogik
Für unsere Arbeit nutzen wir Elemente der Erlebnispädagogik. Regelmäßig kommt unsere Seilaus-rüstung zum Einsatz. Verschiedene Seilaufbauten erweitern so den Erfahrungshorizont unserer Kinder: Balancieren, Klettern, Schaukeln oder mit der Seilrutsche einen Bach überqueren. Kooperationsspiele und Problemlöseaufgaben ergänzen dieses Element.
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Unter diesem Motto stehen die Lernangebote, die unseren Kindern ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge auf regionaler und globaler Ebene begreifbar machen, um Wege der Nachhaltigkeit zu eröffnen und zu beschreiten.
Beteiligung
Die Kinder haben die Möglichkeit, den Kindergartenalltag aktiv mitzugestalten und erfahren elementare demokratische Prozesse. Es ist unser Anliegen, die Kinder zu befähigen, ihre Gefühle und Gedanken zu verbalisieren. Für Wünsche oder Sorgen haben wir ein waches Ohr und Auge und nehmen diese ernst.
Bildung
Wir verstehen Bildung als einen Prozess, der auf zwei Ebenen stattfindet: Zum einen lernt das Kind von sich aus, eignet sich das Wissen um die Welt von selbst an. Zum anderen geben wir Wissen aktiv weiter, setzen Impulse, geben Struktur und Halt. So ist Lernen ein interaktiver Vorgang, der sich innerhalb dieser beiden Ebenen vollzieht.
Wochenthemen
Unseren Bildungsauftrag gestalten wir, indem wir themenorientiert arbeiten. Jede Woche steht unter einem Wochenthema, das in den Tagesablauf eingebettet ist und zu dem wir täglich Angebote für die ganze Gruppe anbieten. Für die Wahl der Themen sind aktuelle Ereignisse, Interessen und Wünsche der Kinder oder Anregungen der Eltern ausschlaggebend. Auf diese Weise können wir den sächsischen Bildungsplan mit seinen sechs Bildungsbereichen kreativ umsetzen.
Eine Herausforderung, die wir immer gerne angehen: Große Themen für die Kleinen. Bei kindgerechter Aufbereitung interessieren sich auch Kinder für die Kultur Ägyptens, Klassische Literatur oder Astronomie.
Schulvorbereitung
Einmal wöchentlich findet unsere Vorschule statt. In einer altershomogenen Kleingruppe vertiefen wir das Wochenthema und gehen speziell auf feinmotorische, soziale und wahrnehmungsfördernde Belange ein. Die fünf- und sechsjährigen Kinder sind Künstler im Verstehen und Vertiefen von Wissen und Schaffen von Zusammenhängen. In einem Portfolio sammelt jedes Kind seine Ergebnisse.
Erziehungspartnerschaft
Die Kinder verbringen durchschnittlich acht Stunden in unserer Einrichtung, fünf Tage in der Woche. Den Eltern ist dabei wichtig: „Zu erfahren, wie es meinem Kind geht“ – „Gemeinsame Ziele zu stecken“ – „Gegenseitig Rückmeldung zu geben“ – „den Waki-Alltag mit dem Zuhause zu verbinden“. Um dies zu erreichen, gibt es Elterngespräche, „Kindermünder“, Beobachtungsbögen, Wochenpläne, Rundmails mit Tagesgeschehen und natürlich Fotos. Zudem können die Eltern täglich am Kindergartengeschehen durch Fotos, Filme und Nachrichten auf ihren Smartphones teilhaben.
Uns liegt das Kind mit seiner ganzen Lebenswelt am Herzen: Die Kinder bringen Entdeckungen, Bücher oder Fotos von zu Hause in den Morgenkreis ein. In Gesprächen mit den Kindern oder Eltern erhalten wir Einblicke in das, was die Kinder gerade beschäftigt. Die Rückmeldungen der Eltern zu den Wochenthemen, zu Erzähltem und Erlebtem ihrer Kinder helfen uns, unsere Arbeit auf das Lernen und Leben der Kinder abzustimmen.
Qualitätsmanagement
Diese Konzeption skizziert lediglich unsere Einrichtung und Arbeitsweise. Zu allen uns wichtigen Punkten haben wir Dossiers verfasst, welche jährlich überprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden. Fragebögen, Checklisten, Leitfäden und Statistiken ergänzen dieses System, das der ständigen Weiterentwicklung dient.